Andacht - Dr. Kristina Augst, Studienleiterin im Religionspädagogischen Institut
Biblischer Bezug: Markus 1,14b-15
„Das Ende ist nahe!“ – Nicht das Ende des Kirchenjahres, sondern das große Ende. Das Gefühl beschleicht mich immer häufiger, wenn ich Nachrichten zum Klimawandel oder dem Rückgang der Biodiversität lese. Da wundert es nicht, davon zu hören, dass junge Menschen im übergroßen Maße Angst vor der Zukunft haben. Das Ende ist nahe.
Seit einiger Zeit überlege ich, ob dieser Eindruck eigentlich zum Lebensgefühl der Jesusbewegung passt. Das Ende ist nahe. Die Zeitenwende kommt. Der Evangelist Markus fasst Jesu Botschaft so zusammen (Mk 1,14b-15): „Die Zeit ist erfüllt, und das Reich Gottes ist nahe herbeigekommen. Tut Buße und glaubt an das Evangelium!“ Die Bibel in gerechter Sprache übersetzt folgendermaßen: „Der Augenblick ist gekommen, die Zeit erfüllt. Die Gottesherrschaft ist nahe gekommen! Kehrt zum Leben um und vertraut dem Evangelium.“
Interessanter weise spricht Jesus nicht vom Ende der Welt. Nicht das Ende ist nahe, sondern das Reich Gottes. Das ist ein riesiger Unterschied. Sicherlich bedeutet die herannahende Gottesherrschaft das Ende für hiesige Verhältnisse. Aber eben vor allen Dingen für das Unrecht, den Unfrieden und die Gewalt. Die sind zu Ende. Das Reich Gottes verheißt uns, dass Gott die Tränen abwischen wird, und es keinen gewaltsamen Tod mehr geben wird, kein Hunger nach Brot und keinen Hunger nach Gerechtigkeit. (Offb 21,4) Denn all das wird im Übermaß da sein.
Daher ist das auch keine Drohbotschaft, kein apokalyptisches Horrorszenario, keine Untergangserzählung, sondern die Frohe Botschaft, das Evangelium. Das Reich Gottes ist nahe. Jetzt, die Zeit ist gekommen, es ist so weit. In diesem Augenblick, in unserem Leben. Daher: Tut Buße, kehrt zum Leben um. Verändert euren Lebenswandel. Ändert eure Verhaltens- und Denkweisen. Dreht euch um. Denn so kann es nicht weiter gehen. Nicht um Gottes willen, nicht um unseretwillen. Wir brauchen eine große Umkehr. Wir benötigen eine fundamentale Veränderung unseres Lebenswandels.
Die vor uns liegende Adventszeit war traditionell eine Fastenzeit, eine Zeit der Buße und Vorbereitung. Heute würden wir vermutlich sagen: eine Zeit der Reflexion und Achtsamkeit. So oder so eine gute Gelegenheit, über die Umkehr und die Notwendigkeit zur Veränderung nachzudenken. Ganz individuell und ganz global.
Verwandelt euch. Nichts muss so bleiben wie es ist. Wir können die Kehrtwende (noch) schaffen. Denn das Reich Gottes ist nahe. Es ist schon da. Es ist schon wirksam. Es ist voller Freude und Hoffnung. Voller Frieden und Gerechtigkeit. Das ist die Frohe Botschaft. Vertraut ihr. Traut ihr. Traut ihr etwas zu. Denn diese Nähe des Gottesreiches ist nicht nur zeitlich zu verstehen, sondern auch räumlich. Das Reich Gottes durchdringt schon jetzt unsere Welt und unseren Alltag. Es ist nur eine Handbreit entfernt. Ganz nah, jetzt schon wirksam. In diesem Moment. Darum: Der Augenblick ist gekommen, die Zeit erfüllt. Die Gottesherrschaft ist nahe gekommen! Kehrt zum Leben um und vertraut dem Evangelium.
